Premieren
von Maria Ursprung, Uraufführung
Regie: Marie Bues, Ausstattung: Indra Nauck, Musik: Kat Kaufmann, Dramaturgie: Karla Mäder, Franziska Betz, Regieassistenz: Anne Mulleners
Mit: Birte Leest, Sarah Sophia Meyer, Maximiliane Haß, Nico Link, Fredrik Jan Hofmann, Alina Haushammer, Clemens Maria Riegler
Ein kurzer Moment des Abgelenktseins, und die Fahrlehrerin Renate hat mit ihrem Privatauto auf einer Landstraße eine Frau angefahren. Doch anstatt den Unfall zu melden, vertuscht sie ihn, packt die Verletzte ins Auto und bringt sie zu sich nachhause. Warum sie das tut, weiß sie selbst nicht so recht, aber vieles in ihrem Leben scheint gerade in Auflösung oder im Ungefähren: die nicht zustande kommende Liebesbeziehung zum örtlichen Polizisten, der ihre Nähe sucht; die Abnabelung von ihrer erwachsenen Tochter, die zu einer Forschungsreise in die Antarktis aufbrechen will und die sie nur schweren Herzens gehen lassen kann; ihr Beruf, der auch wie aus einer anderen Zeit zu sein scheint. Als das Unfallopfer am nächsten Morgen aufwacht, ist jedenfalls unklar, ob es Erinnerungen an den nächtlichen Unfall hat oder nicht. Die Frau scheint gesund und bei Sinnen, aber gehen will sie auch nicht. Und Renate, die die Schuld schwer auf sich lasten spürt, lässt es zu, dass die Fremde sich bei ihr einnistet, ihre Tochter für sich einnimmt und ihr ganzes emotionales Leben unterminiert.
Schleifpunkt ist ein atmosphärisch dichtes Stück der leisen (Zwischen-)Töne, das sensible Porträt einer Frau am Scheideweg. Geschrieben wurde es von der Schweizer Autorin Maria Ursprung im Rahmen der Werkstatt für szenisches Schreiben Dramenprozessor 2018/19 in Zürich. Marie Bues, die u. a. Co-Leiterin des Theaters Rampe in Stuttgart ist und sich vor allem mit zeitgenössischen Stücken als Regisseurin einen Namen gemacht hat, inszeniert das Kammerspiel. Das Stück wurde für die Lange Nacht der Autor_innen in Berlin als eines von drei Stücken aus mehr als 100 Einsendungen von einer dreiköpfigen Jury – Dea Loher, Nina Hoss und David Tushingham – ausgewählt. Es sollte in der Grazer Inszenierung im Juni 2020 bei den Autorentheatertagen in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin zur Uraufführung kommen und wird nun im Rahmen der Langen Nacht der Autor_innen am 3. Oktober in Berlin gezeigt werden. Anschließend geht es ins Repertoire von HAUS ZWEI im Schauspielhaus Graz über.
https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/schleifpunkt/
Ursprünglich: 3.10.2020, Deutsches Theater Berlin
Voraussichtlicher neuer Premierentermin am Schauspielhaus Graz im Frühjahr
www.schauspielhaus-graz.at

Hamlet wird ihrer Rolle nicht gerecht. Sie widersetzt sich den familiären Erwartungen, die sie ins tragische Zentrum setzen und tritt ihr kulturelles Erbe nicht an. In ihrem Widerwillen gegen dieses Leben verweigert sie sich, gerecht zu sein, sich verdient zu machen und überhaupt zu einem guten Prototyp zu werden. Lieber macht sie mit der Palast-Band Musik und verbrennt zur Unkenntlichkeit.
Regie: Marie Bues/Niko Eleftheriadis, Ausstattung: Indra Nauck, Musik: Johannes Frick, Kamera und Video: Grigory Shklyar und Niko Eleftheriadis, Dramaturgie: Paula Kohlmann
Mit: Jenia Korolov, Florentine Krafft, Grazia Pergoletti, Johannes Frick und Niko Eleftheriadis
www.theaterrampe.de/princesshamlet
25.3. (Hamlet)// 26.3. (Gertrud)
31.3. (Horatia)// 1.4. (Ofelio)
3.4. Das Finale
Digitale Theater- Serie auf:
www.theaterrampe.de

Die Reise – oder nein: der Ritt beginnt an einer Straßenecke in Jaffa, Tel-Aviv. Das Jahr: 2014, die Zeit: vier Uhr morgens, die Heldin: Sivan Ben Yishai – Moment mal: Sivan? Die Autorin Sivan Ben Yishai? Ja, genau die. Die ehemalige Hausautorin Sivan Ben Yishai. Auf dem Rücken einer Deutschen Schäferhündin reitet sie durch Raum und Zeit, durch die Abgründe, Verstrickungen und Verbrechen der deutsch-israelisch-palästinensischen Geschichte. Von Jaffa 2014 ins Jahr 1938 in Deutschland, von Kuba an die russische Front, von Slowenien nach Mailand, durch das Mittelmeer nach Palästina. Von der Autorin verwandelt sie sich in eine Holocaustüberlebende, in eine sowjetische Partisanin, in eine Asylsuchende unter Wasser, in eine überzeugte Zionistin, in eine von Kopf bis Fuß bandagierte, mit Orden und Waffen behängte Kriegerin; Opfer und Täterin zugleich, Anklagende und Angeklagte, über allem stehend und mit allem verstrickt. Ihr zur Seite stehen ihr die Schäferhündin, eine tote, klagende Klezmerin und ein Kaleidoskop von Stimmen, Erfahrungen und widersprechende Perspektiven, die ihre Geschichte miterzählen. »Wounds Are Forever« ist Spurensuche und Selbstbefragung zugleich; das Offenlegen der individuellen Wunden macht die kollektiven Wunden sichtbar. Brutal, komisch, rasant und politisch schreibt sich Sivan Ben Yishai das 20. und 21. Jahrhundert auf den eigenen Körper. Nach der Uraufführung ihres Stückes »Liebe / Eine argumentative Übung« ist dies ihre zweite Arbeit für das Supranationaltheater Frauheim, dessen Hausautorin sie in der Spielzeit 2019/20 war.
Eine Koproduktion von Nationaltheater Mannheim mit dem Theater Rampe in Stuttgart.
https://www.nationaltheater-mannheim.de/de/schauspiel/stueck_details.php?SID=3897
Regie: Marie Bues, Bühne: Shahrzad Rahmani, Kostüme: Moran Sanderovich, Musik: Rona Geffen, Dramaturgie: Kerstin Grübmeyer, Video: Timo Kleinemeier/Christoph Schmitz
Mit: Samuel Koch, Tala Al Deen, Rocco Brück/Nico Fatih Türksever, Rona Geffen, Patrick Schnicke, Sarah Zastrau
Premiere am Nationaltheater Mannheim im Juni 22
Premiere am Theater Rampe Stuttgart im Herbst 22

Wiederaufnahmen
von Wolfram Lotz
Regie: Marie Bues, Bühne: Carolin Gödecke, Kostüme: Lara Linnemeier, Dramaturgie: Barbara Kantel, Musik: Bärbel Schwarz
Mit: Bernhard Conrad, Bärbel Schwarz
Die Politiker die Politiker die Politiker / die Politiker – / Die Politiker die Politiker die Politiker / die Politiker die Politiker – / Die Politiker gehen die verschneiten Abhänge hinab / ich sehe sie aus der Entfernung / Was haben sie vor?“ So beginnt das Theatergedicht von Wolfram Lotz. In poetischen Sprachbildern und musikalischen Wortkaskaden beschreibt der u.a. mit dem deutschen Dramatikerpreis ausgezeichnete Autor die an die Bezeichnung „Politiker“ gebundenen Erwartungshaltungen. Immer tiefer bohrt sich das, was die Politiker können, müssen, dürfen, sollen, nicht sollen und nicht dürfen und überhaupt nicht dürfen, durch das Gehör ins Gehirn und setzt sich bis ins Private fort. Ohne Punkt und Komma fragt Lotz nach unserer eigenen Verantwortlichkeit und der von denen da oben und verwischt diese Grenzen in der nächsten Zeile gleich wieder mit Wumms und Verve. Ein eiskalter Platzregen unbändiger Sprache mit einem Furor, einer Not, einer Trauer und – einem übermütig hüpfenden Witz. Lotz denkt und redet und lacht an gegen Vorurteile und ruft dazu auf, Schuld nicht bei anderen zu suchen und Verantwortung zu delegieren, sondern selbst zu handeln. Der Text ist ein Hilferuf aus der Quarantäne, deren Einsamkeit nur kurz vom Besuch einer Katze unterbrochen wird.
Marie Bues, freie Regisseurin seit 2008 und seit 2013 Intendantin des Theater Rampe in Stuttgart, die in der Spielzeit 2019/20 bereits Köcks Antigone. Ein Requiem für den Ballhof Eins inszenierte, bringt dieses apokalyptische Sprachspiel aus Poesie und Kalauern auf die Bühne.
https://www.staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-schauspiel/die-politiker.1278451
Staatstheater Hannover
Neue Termine ab April
www.staatstheater-hannover.de

Ein Double Feature aus zwei Kunstfilmen
Premiere: 6.6.2020
Theater Rampe, Theater Lübeck und backsteinhaus produktion
Was, wenn ein Virus nicht nur der schwere Befall eines Organismus wäre? Wenn er die Gesellschaft nicht in den Kollaps, sondern aus ihm herausführte? Was, wenn dieser freundliche Besuch die Reanimation als Gastgeschenk mitbrächte und seine Ansteckung wie eine lang ersehnte Berührung wäre? Wenn das Virus süß schmeckte? Die Bewohner*innen des HAUS DER ANTIKÖRPER deuten die Pandemie um und mutieren dank des Virus in resistente Antikörper. Sie lassen sich erleichtert ein, wenn es krankmachende Normen und Gewohnheiten zersetzt. Dieses Virus bringt dem Organismus weder Krankheit noch Tod, sondern – ganz im Gegenteil – Heilung. Diese Pandemie verhängt eine Quarantäne über die Gesellschaft, die vorangegangene Zeiten des Stillstands und der Isolation überwindet, und den Start in eine schöne neue Welt bedeutet. Ein Double Feature aus zwei Filmen erzählt vom Einbruch des Virus in alle Räume und Organe des HAUS DER ANTIKÖRPER.
In COCOONING /kəˈkuːnɪŋ/ (Tanz- und Konzertfilm) bringt das Virus sein süßes Gastgeschenk in den Keller, wo eine Niere bis dahin einsame Schwerstarbeit leistet. Im Badezimmer ringt die erschöpfte Lunge gerade noch um Luft und im Wohnbereich hält sich ein Uterus stets empfangsbereit. Das Herz pocht überall und gibt den anschwellenden Rhythmus einer Wiederbelebung vor. Von Raum zu Raum und Organ zu Organ stößt das Virus Türen auf und Zirkulation an. Regie: Nicki Liszta
In PANDEMIE – EINE WIEDERGÄNGERIN (Theaterfilm) führt das Virus eine Ärztin und einen Patienten im weitläufigen Labyrinth der Bühnenräume des HAUS DER ANTIKÖRPER zusammen. In gemeinsamer Quarantäne geben sie sich allen Phasen der Untersuchung, Diagnose, Aufklärung, Behandlung und entsprechenden Wechselwirkungen hin. Aus gegenseitiger Ansteckung, Immunisierung, Gefährdung und Heilung erwächst das Modell einer eigensinnigen, widerständigen und stolzen Gemeinschaft.
Das HAUS DER ANTIKÖRPER war als Live-Performance auf fünf Simultanbühnen für ein zirkulierendes Publikum geplant. Durch den Einbruch eines Virus und den Ausbruch einer Pandemie konnte dieses Konzept nicht umgesetzt werden. Vielmehr war es für alle geboten zu Hause zu bleiben und so verständigten sich die Beteiligten online. Unter Einfluss der geltenden Hygienestandards probten Tänzer*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen in ihren Wohnungen in Stuttgart, Antwerpen, Richmond, Marseille, Berlin, Weinstadt, München und Hamburg sowie im Theater Rampe. Mit ihren Mobiltelefonen, teils mit Unterstützung ihrer jeweiligen häuslichen Gemeinschaften, drehten sie viele Szenen selbst. So entstand das virtuelle HAUS DER ANTIKÖRPER.
Dank an: NAF/Nana Hülsewig für „Casta Diva“, Matthias Zajgier und Matthias Kaschig für die Kamera-Mitarbeit während der Isolation, den Familien Kaschig und Ulbricht für die Bereitstellung privater Räume und Drehorte.
Ein Theaterfilm von Marie Bues, Niko Eleftheriadis, Marie Ulbricht, Annatina Huwiler und Luise Heiderhoff
Regie: Marie Bues, Kamera und Schnitt: Niko Eleftheriadis, Ausstattung: Annatina Huwiler, Musik: Siri Thiermann, Regieassistenz: Luise Heiderhoff, Dramaturgische Mitarbeit: Martina Grohmann, Filmische Mitarbeit: Christopher Bühler
Mit: Niko Eleftheriadis und Marie Ulbricht
Mit Texten von Natascha Gangl
Eine Koproduktion von backsteinhaus produktion, Theater Rampe und Theater Lübeck
12.3. Raketen Radio über “Haus der Antikörper”,
13.3.-21.3. online Stream verfügbar
auf:
www.haus-der-antikoerper.de
www.theaterrampe.de
