Final Girl ( Foto: Judith Schlosser)

 Final Girl ( Foto: Judith Schlosser)

 Final Girl ( Foto: Judith Schlosser)

 Final Girl ( Foto: Judith Schlosser)

 Final Girl ( Foto: Judith Schlosser)

 Final Girl ( Foto: Judith Schlosser)

Final Girl

„Final Girl“ von Matias Faldbakken

Skandinavische Misanthropie, inkl. The Cockahola Company, Macht & Rebel, Unfun  

Deutsch von Hinrich Schmidt- Henkel

Theater Basel, Uraufführung, Premiere am 12.12.09

Regie: Marie Bues, Bühne: Sebastian Hannak, Kostüme: Floor Savelkoul, Video: Lisa Böffgen, Dramaturgie: Martina Grohmann

Mit: Astrid Meyerfeldt, Hanna Eichel, Benjamin Kempf, Nicole Coulibaly, Nikolaos Eleftheriadis,Claudia Jahn, Bastian Heidenreich, Dirk Glodde

Video: http://www.art-tv.ch/5019-0-Theater-Basel-Final-Girl.html

Direkt ins Zentrum der Zivilisation dringt Lucy vor, Nachkomme des afrikanischen IK-Stammes: Eines zutiefst barbarischen Volkes, das keine Liebe kennt und über keinerlei empathisches Talent verfügt. Gerade da lässt sie ihre Zwillingssöhne verwahrlosen, wo krisenfeste Ölvorkommen noch auf absehbare Zeit den Wohlstand sichern, in einem der reichsten Länder der Erde: gerade dort in Norwegen legt Matias Faldbakken das «Herz der Finsternis» frei.

«Unfun» ist der programmatische Titel des Showdowns seiner Roman-Trilogie «Skandinavische Misanthropie». Die Spasskultur und ihr moralischer Untergang sind das Thema. Die Splatter-Helden einer enttabuisierten Kulturgesellschaft befinden sich aus der Fiktion heraus auf dem Rachefeldzug gegen ihre Schöpfer. Schwarz gegen weiss, Afrika gegen Europa, Frau gegen Mann.

Bereits in den ersten beiden Romanen «The Cocka Hola Company» und «Macht & Rebel» liess Matias Faldbakken die westeuropäische Wohlfahrtsgesellschaft auffliegen: Im ersten Teil geht es um eine Pornoproduktionsfirma, die mit subversiven Projekten Familiensehnsüchte und Moral des Mittelstandes konterkariert. In «Macht & Rebel» treibt er den kapitalistischen Markt in faschistische Hochform.

Faldbakken verübt ästhetische Anschläge auf unsere ideologischen Gewissheiten. Seine Texte sind satirische Abrechnungen, voll von pointiertem Witz und brachialen Tiraden auf eine Gesellschaft und eine Kultur, die es sich manchmal zu leicht macht.

Regisseurin Marie Bues montiert alle drei Romane erstmals zu einem Abend.

Presse:

„In der Basler Aufführung unter der Regie von Marie Bues gehen „Fotze“, „Arsch“ und „Sack“ als Worthülsen leicht über die Rampe. Faldbakkens Stoff ist hart und kompromisslos, bewusst skandalös und voll bösem Zynismus: Unfun. Nicht irgendwie gekotzt, sondern authentisch, echt (wirkend), was in der vordersten Reihe im Theater Basel von den Zuschauern gleich mit Entrüstung erwidert wird. Doch genau so und nicht anders muss eine Theaterfassung von Matias Faldbakkens abgefuckter, comicartiger Romantrilogie „Skandinavische Misanthropie“ wohl aussehen.

Aber funktioniert es auch? Klar, warum auch nicht. „Final Girl“ hält dem Publikum einen Zerrspiegel vor, zwingt zumindest zu ästhetischer Positionierung.

Nach einem kurzen Zwischenstück (auf den Roman „Macht & Rebel“ anspielend) der starke Auftritt der Hauptdarstellerin Astrid Meyerfeldt, die selbst in ihrem Irrsinn rührend wirkt. Eindrücklich stark und, vor allem nun im zweiten Teil: melancholisch leise, beinah lyrisch. Der Monolog über ihre afrikanischen Wurzeln und ihren ganz persönlichen Anarchismus bildet den Gegenpart zur eingangs erwähnten Szene. Das einfache Setting: Eine Frau auf der leeren Bühne erzählt – beeindruckt im Gesamtkontext dieses trashigen Stücks erst recht.

„Final Girl“ hat starke, drastische und wunderbar intensive Momente, aber auch seltsam unschlüssige Passagen. „Das reine Potenzial ist finster – glaube ich“. Sagt Lucy. – Schluss.“ nachtkritik