Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Thomas M. Jauk)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Thomas M. Jauk)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Thomas M. Jauk)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Thomas M. Jauk)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Thomas M. Jauk)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Marie Bues)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Indra Nauck)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Indra Nauck)

 Ich, dein großer analoger Bruder sein verfickter Kater und du (Foto: Thomas M. Jauk)

 

Ich, dein großer analoger Bruder, sein verfickter Kater und du

Ich, dein großer analoger Bruder, sein verfickter Kater und du“ von Felicia Zeller

Uraufführung, Koproduktion von Staatstheater Saarbrücken und Theater Rampe Stuttgart, Premiere 6.11.16

Regie: Marie Bues, Ausstattung:  Indra Nauck, Dramaturgie: Bettina Schuster-Gäb
Mit: Barbara Behrendt, Cino Djavid, Niko Eleftheriadis, Yevgenia Korolov

Stuttgarter Premiere am 21.1.17

Er wurde hereingelassen. In die Wohngemeinschaft. Mit seinem Kater. Steht nun manchmal einfach da, schaut, fragt und notiert und macht sich unentbehrlich. Harmlos, dachten sich die Mitglieder dieser wohlfunktionierenden Lebensraum-Kombo. Ein Bruder, irgendwie. Doch sein Interesse für die Bewohner und ihre Gewohnheiten hat Folgen: er ist allgegenwärtig und beginnt die Spielregeln an neu aufzustellen. Bis hin zum geänderten Mietvertrag, der die Mitbewohner um ihre Rechte bringt und den analogen Bruder langsam zum Übervater werden lässt – nicht einmal mehr intim werden kann man, ohne dass der impertinent neugierige Kater es mitkriegt. Vielleicht wollen zur Abwechslung doch alle wieder etwas verbergen dürfen?

So absurd-amüsant diese collage-haften Episoden zwischen Hilflosigkeit und Hysterie aus dem Innenleben einer Wohngemeinschaft erscheinen, so beängstigend wirklich sind sie. Diese Szenen einer Gemeinschaft, die sich in Abhängigkeit zum großen analogen Bruder begibt, diesem fleischgewordenen Big Data, erzählen von uns heute, von unseren Spuren, die wir in World Wide Web hinterlassen. Sie werden Felicia Zeller zur Piste, um von Konsum, von bereitwillig akzeptierter „Alltagsspionage“, von Zwang und Entmündigung durch Algorithmen und weiteren durchleuchtenden Eingriffen des Digitalen ins analoge Dasein zu erzählen.

Trailer: https://vimeo.com/194648625

http://www.staatstheater.saarland/schauspiel/schauspiel/stueck/dein-grosser-analoger-bruder.html

http://theaterrampe.de/stuecke/ich-dein-grosser-analoger-bruder-sein-verfickter-kater-und-du/

Presse:

https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13189:ich-dein-grosser-analoger-bruder-sein-verfickter-kater-und-du-marie-bues-inszeniert-franziska-zellers-textcollage-ueber-den-digitalen-alltag-einer-wohngemeinschaft-als-parabel-ueber-entmenschlichtes-leben-in-saarbruecken&catid=38:die-nachtkritik-k&Itemid=40

Esther Brenner schreibt auf der Website der Saarbrücker Zeitung (8.11.2016): Zeller habe ihren „kalauernden Sound“ abgeschwächt, „ihren Stakkato-Stil aus unvollendeten Sätzen, Wiederholungen und Leer-Floskeln radikalisiert“. Aber das Stück liefere nur „Szenen-Fetzen“, „halbgar und inhaltlich schütter“. Marie Bues richte ein „nicht sehr aussagekräftiges Kunstreich“ ein für „wenig tiefgründiges ‚Diskussions-Yoga‘ „. Minimalismus ersetze szenische Phantasie: „Keck, kühn oder crazy ist hier nichts.“ Trotzdem langweile Zellers Wohngemeinschafts-Überwachungs-Thriller nicht. Das liege an der „überzeugenden darstellerischen Leistung“. Zeller habe „ihr Potenzial nicht ausgeschöpft“ und die Regisseurin finde sich zu sehr damit ab.

Cornelia Fiedler von der Süddeutschen Zeitung (9.11.2016) schreibt, die „wortgewandte Zeitdiagnostikerin Felicia Zeller“ habe ohne erhobenen Zeigefinger ein zentrales Dilemma der Big-Data-Ära greifbar gemacht: „Das angesagte, blauäugige Nichts-zu-Verbergen-Haben ist ein Luxus. Leisten kann ihn sich, wer in einer einigermaßen stabilen Demokratie lebt.“ Die WG-Komödie werde zum Politthriller. Regisseurin Marie Bues inszeniere die Uraufführung als „Wort-Hürdenlauf in Hochgeschwindigkeit“.