Fegefeuer (Foto: Uwe Lewandowski)

 Fegefeuer (Foto: Uwe Lewandowski)

 Fegefeuer (Foto: Uwe Lewandowski)

 Fegefeuer (Foto: Uwe Lewandowski)

Fegefeuer

„Fegefeuer“, Theaterstück von Sofi Oksanen

Deutsch von Angela Plöger

Theater Osnabrück, Deutschsprachige Erstaufführung, Premiere 15.10.12

Regie: Marie Bues, Bühne: Blanka Radoczy, Kostüme: Floor Savelkoul, Video: Florian Rzepkowski, Musik: Anton Berman, Dramaturgie: Anja Sackarendt

Mit: Christel Leuner, Andrea Casabianchi, Alexander Jaschik, Magdalena Helmig,  Thomas Kienast, Tilman Meyn

In der Abgeschiedenheit Estlands findet die alte Frau Aliide Truu ein bewusstloses Mädchen in einem Minikleid vor ihrer Haustür. Aliide nimmt das Mädchen Zara auf, schützt und versteckt es in einem Zimmer unter dem Küchenboden vor seinen Verfolgern, zwei russischen Zuhältern. In dieser Begegnung berühren sich die Geschichten zweier Frauen und ihrer Familie mit den politischen Zeitläufen in Osteuropa. Das schutzsuchende Mädchen konfrontiert Aliide, deren Schicksal mit den Verbrechen der russischen Besatzung verwoben ist, mit der Vergangenheit. Zaras Gegenwart verlangt eine Auseinandersetzung mit Scham und Schuld, Leid und Lebenslüge. Der Krieg überträgt sich in der Tragödie der finnisch-estnischen Autorin von Generation zu Generation als Trauma, unsagbar wie ein tiefgehendes Misstrauen, und findet Ausdruck in verzweifelter Angst und Wut gegenüber den Machthabern.

Presse:

„Das Theater Osnabrück zeigt die deutsche Erstaufführung von Sofi Oksanens düsterem Erfolgsstück „Fegefeuer“ – und macht Angst greifbar. An die deutsche Erstaufführung wagt sich die Regisseurin Marie Bues, sie setzt damit den Maßstab für Inszenierungen in Kiel und Hannover, die in dieser Spielzeit folgen. Hoffnung spendet Bues‘ Inszenierung nicht: „Es ist ein düsteres, hartes Stück. Eine Tragödie. Es geht um Menschen, die traumatisiert sind und gelernt haben, hinter einer perfekten Oberfläche ihre Zerstörtheit zu verbergen“, sagt sie. Die Utopie einer heilen Familie steht in der Osnabrücker Inszenierung des Stücks „Fegefeuer“ direkt am Anfang – ein Einfall der Regisseurin Marie Bues, 31, der einen verdrängten Wunsch ihrer Protagonistin freilegt. Sie setzt mit „Fegefeuer“ ein flammendes Signal für ein Land, das auch eine Erzählung braucht – denn nichts ist so identitätsstiftend wie das Erzählen der eigenen Geschichte.“ Der Spiegel

Regisseurin Marie Bues setzt den wuchtigen Stoff versiert und stilsicher in Szene. Mit leichter Hand und punktgenau streut sie Krimi-Szenen oder kurze Video-Sequenzen ein, die die Geschichte Zaras erhellen. Die sieben Schauspieler betreiben mit ihren jeweiligen Figuren prägnante Charakterstudien. Ein solches Niveau macht Lust auf mehr.“  Neue Osnabrücker Zeitung

„Marie Bues ist hierbei eine atmosphärisch dichte, bewegende und stellenweise schockierende Inszenierung gelungen, die besonders estnische Frauenschicksale in sowjetischer Zeit, als auch im radikalen Kapitalismus der Jetztzeit in eindrucksvolle Bilder übersetzt.“ Münstersche Allgemeine