Shoot/get treasure/repeat
„Shoot/get treasure/repeat“ von Mark Ravenhill
Deutsch von John Birke
Theater Osnabrück, Premiere: 11.12.10
Regie: Marie Bues, Bühne: Johanna Fritz, Kostüme: Floor Savelkoul, Musik: Anton Berman, Video: Thorsten Alich, Dramaturgie: Patricia Nickel- Dönicke
Mit: Saskia Boden, Verena Fitz, Magdalena Steinlein, Dominik Lindhorst, Alexander Jaschik, Jan Schreiber, Olaf Weissenberg
Eine Mutter erhält die Nachricht, dass ihr Sohn im Krieg gefallen ist. Ein Paar will sich in eine „gated community“ zurückziehen, um den Sohn vor den Bedrohungen des Alltags zu schützen, eine Frau wird bei einem Verhör gefoltert, ein Chor beklagt einen Bombenanschlag und ein Trupp westlicher Schauspieler reist in eine zerbombte Stadt, um dort kulturelle Aufbauarbeit zu leisten. Der britische Erfolgsdramatiker Mark Ravenhill hat einen Kurzdramenzyklus geschrieben, der sich um die Themen Gewalt, Terror, Bedrohung und Sicher heit dreht. Gezeigt wird eine Gesellschaft zwischen Hysterie und Sicherheitswahn, beherrscht von den fernen, virtuell trotzdem nahen Kriegen im Irak und am Hindukusch und den Folgen des Fanatismus der Selbstmordattentäter. Ravenhill beschreibt wie im „Krieg gegen den Terror“ jeder Zweck alle Mittel heiligt, selbst die Abschaffung bürgerlicher Freiheiten.
Presse:
Shoot/get treasure/repeat wurde in der Nachtkritik Jahresumfrage 2010 zum virtuellen Theatertreffen unter die 10 besten Inszenierungen gewählt.
„Die Vielzahl an Szenen aus Ravenhills „Shoot / Get Treasure / Repeat“ hat Regisseurin Marie Bues geschickt und mit Mut zum Experiment teilweise neu kombiniert. In vielen Bildern findet sie ihren eigenen, stets mitreißenden Zugang zu dem Stück und scheut dabei weder Humor noch krassen Realismus. Eine bemerkenswert virtuose Inszenierung.“ Nachtkritik.de
„In der Osnabrücker Aufführung hat Regisseurin Marie Bues die daraus resultierenden Freiheiten genutzt. Sie nimmt die Mehrzahl der Szenen auf, hat sie souverän neu geordnet und durch einige geschickte Griffe miteinander verknüpft. Bues nimmt all das wie auch Ravenhills zynische Sicht auf die Ängste der westlichen Welt und ihrem Beharren auf ihren Werten auf. Sie findet dafür vielfältige ästhetische Lösungen. Am Ende erzählt eine Jugendliche per Videobotschaft von ihrer Hoffnung, dass irgendwann einmal ihr Brieffreund in seinem fernen Land so frei und glücklich leben kann, wie sie selbst es in ihrem schon tut. Auf diese Weise hat Bues am Ende versucht, sich von Zynismus und Brutalität zu befreien. Es gelingt ihr dadurch den Konflikt anzudeuten, den Ravenhill ignoriert: den Konflikt zwischen Freiheit und ihrer Durchsetzung. Früher hat man einen solchen Konflikt Tragödie genannt. Die Osnabrücker Inszenierung lässt am Ende erahnen, dass die Tragödie weiterhin aktuell ist.“ Nachtkritik
„Geschickter kann momentan wohl niemand einsteigen. Das Osnabrücker Theater selbst wird zum fiktiven Anschlagsort erklärt. Aktueller kann Theater auch kaum sein. Die geänderte Reihenfolge von Ravenhills Variationen erscheint ebenso schlüssig wie Kürzungen und Ergänzungen. Fast jedes Stück schlägt ein wie der Blitz, zumal die Schauspieler mit brennender Eindringlichkeit und punktgenauer Emotionalität spielen. Es lässt sich studieren, wie Angst Ungeheuer gebiert: aufrichtige Fürsorge verwandelt sich zu böse lauernder Gewaltsamkeit, der Krieg wird in den Köpfen vorbereitet. Das Ganze ist pralles Theater, das auf fast kahler Bühne das Grauen mithilfe vorzüglicher Videoeinblendungen hereinholt – ein Theaterabend, der als Warnung unter die Haut geht“. Neue Osnabrücker Zeitung