Verfahren

Schauspiel von Kathrin Röggla
Koproduktion von Saarländisches Staatstheater mit dem Theater Rampe, Stuttgart

»Das Gericht schafft geordnete Zukunft, indem es mit der Vergangenheit aufräumt.«

Premiere in Saarbrücken: 2.4.22, Premiere in Stuttgart: 9.4.22

Ein Raum. Ein Prozess. Ein Erwartungsdruck. Ein Erwartungs-Ruck – Kathrin Röggla bringt nicht weniger als den Jahrhundertprozess um den NSU auf die Bühne. Als literarisch geraffte Langzeitbelichtung einer Zusammenkunft, die in 438 Runden stattfand und nun zu einem 5-Akt-Ereignis verschmilzt. Eine theatral angeordnete Wahrheitssuche, bei der die Zuschauerschaft dem Ablauf des Gerichtsballetts beiwohnt, zu Haltung und Wachheit aufgefordert, gleich einer Richterschaft.

Rögglas Figuren tun vor allem eines: Warten. Warten auf die Richter, die Opfer, die Zeugen, warten auf das Exemplum, auf ein Ende des NSU, auf einen Kahlschlag gegen Rechts, auf Gründe und Gerechtigkeit. Mit dem Prozess um den Nationalsozialistischen Untergrund – seine Morde, seine Mordversuche und damit zusammenhängende Delikte – sind im Stück, wie auch in der Wirklichkeit dazumal, große Erwartungen an den Rechtstaat verbunden gewesen. Als das Urteil am 11.7.2018 gefällt wurde, gingen die Einschätzungen unter Experten, Bürgern und Opfern weit auseinander – Wirklichkeit und Fiktion fragen beide: Ist genug erreicht worden?

Die Schriftstellerin und Dramatikerin Kathrin Röggla kondensiert den fünf Jahre währenden Prozess als literarische Zeitzeugin für uns in ein Theaterformat, als inszenierte, einer Detailflut folgenden Fragenrunde zum Thema, was Recht innerhalb des heutigen Gesellschaftsvertrags leisten kann.

Regie: Marie Bues, Ausstattung: Heike Mondschein, Choreografie: Bahar Meriç, Musik: Kat Kaufmann, Dramaturgie: Bettina Schuster- Gäb

Mit: Florence Adjidome, Alexander Ebeert, Burak Hoffmann, Silvio Kretschmer, Anne Rieckhof, Martina Struppek, Raimund Widra