Sivan Ben Yishai gewinnt mit „Wounds Are Forever“ Mülheimer Dramatikpreis

Das Stück sei „das kühnste“, „ein Parforceritt einer modernen Schamanin durch die letzten 100 Jahre“, begründete die Jury soeben ihre Entscheidung. Beeindruckend sei, wie die Autorin sich in das Stück eingeschrieben habe. Sie schaffe eine „Verbindung jüdischer Selbstermächtigung und feministischer Vergeltung“. Die Autorin verknüpfe Aktivismus und Kunst und finde damit eine neue Form.

Der Jury gehörten dieses Jahr die Schauspielerin Leila Abdullah, der Regisseur Robert Borgmann, die Kulturjournalistin Dorte Lena Eilers, Wolfgang Kralicek als Vertreter des Auswahlgremiums und die Dramaturgin Felicitas Zürcher an. Sie votierten nach zweistündiger Debatte mit vier von fünf Stimmen für das Stück.
Dorte Lena Eilers gab ihre Stimme „Monte Rosa“ von Teresa Dopler.

„Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)“ nimmt das Publikum mit durch die Abgründe, Verstrickungen und Verbrechen der deutsch-israelisch-palästinensischen Geschichte. Die Figur der Autorin verwandelt sich ständig: in eine Holocaustüberlebende, in eine sowjetische Partisanin, in eine Asylsuchende unter Wasser, in eine überzeugte Zionistin. Das Stück ist Spurensuche und Selbstbefragung zugleich; das Offenlegen individueller Wunden macht dabei die kollektiven Wunden sichtbar.

Die Dramatikerin, Regisseurin und Performerin Sivan Ben Yishai war das zweite Mal zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Ben Yishai lebt in Berlin und arbeitet eng mit der Autorin und Übersetzerin Maren Kames zusammen.

Bericht auf Deutschlandfunk