„Die Walküren“ von Caren Jess am Schauspiel Hannover
„Wir halten die Runen in Glut und schlagen sie, biegen sie, ha! Dass ihr euer Erbe nicht wiedererkennt! Wir wollen lachen oder sterben!“, rufen die Walküren aus ihrer Gefangenschaft in 12.357 Metern Höhe. Sie, die Töchter des Gottes Wotan, gefesselt an den Felsen, doch mit dem klarsten Blick auf die Welt gesegnet, sehen, analysieren und beurteilen, was sich auf dieser Erde tummelt – und es tummelt sich viel. Wotan, aus der Form geratener Gott, zeugt das Zwillingspaar Sieglinde und Siegmund, diese wiederum zeugen einen Sohn, Siegfried, der Erlösung für die Welt bedeuten könnte. Und Erlösung bedarf diese Welt dringend. Denn brach liegt das Land. Und dann ist da noch Brünnhilde, die einzige der Walküren, die den Felsen verlassen hat und sich in das Geschehen einmischt. Marie Bues wird Caren Jeß’ Angriff auf den deutschen Mythos inszenieren: eine Zeitenwende, eine neue Erzählung, klug, scharf und oft sehr lustig.
Presse: „Zwischen göttlicher Komödie und allzu menschlicher Tragödie: Die Hannover Premiere von „Die Walküren“ im Schauspielhaus nutzt Richard Wagner als Steinbruch. Sogar sein Seidenschuh hat einen Auftritt in der virtuosen Klassiker- Demontage.
.. die richtige Regisseurin wurde in Hannover in Marie Bues gefunden, der Fachfrau für Klassikerüberschreibungen, die dem Haus zuletzt „nora oder wie man das Herrenhaus kompostiert“ bescherte. Der rythmischen Sprache von Jess begegnet sie als Taktgeberin einer präszisen Bewegungssprache, gestützt von dem anspielungsreichen Soundtrack Anton Bermans.“ HAZ