„Stück aus Holz“ am Staatstheater Kassel
TEXT ALS WALD
Nach dem Sturm, kommt die Hitze, dann der Borkenkäfer. Die vier Förster:innen der Stückholzenrodener Revierförsterei sind gerade mit dem Aufräumen fertig, da müssen sie schon wieder mit dem Aufräumen anfangen. Sämtliches Käferholz soll aus dem Wald. Sie roden und roden. Bei Tag und wegen der Hitze auch bei Nacht. Sie schlagen sich tapfer durch ihre abgehackten Sätze, es soll ein aufgeräumter, übersichtlicher, leicht begehbarer Text entstehen. Verstärkung wird angefordert. Eine neue Straße zur Abfuhr der Stämme gebaut. Als die Forstenforst Landesland ihre Strategie nach drei Jahren ändert, ist im Kampf gegen den Käfer bereits eine gigantische Freifläche entstanden. Was tun? Oder besser nichts mehr tun? Nach dem alten Motto:
Am schönsten hat ́s die Forstpartie
Denn der Wald, der wächst auch ohne sie
Kalamitätsflächen entstehen auch im Text. Es herrscht Ratlosigkeit, Förster Javor verirrt sich in einem langen Satz, aus dem er nicht mehr herauskommt. STOPP! Die neue Strategie heißt „Diversität“. Försterin Sylvia, auch zuvor zu allen unangenehmen Tätigkeiten wie z.B. Fortbildungen gezwungen, wird gegen ihren Willen zur Försterin für Umweltschutz ernannt. Überraschenderweise zieht sie dann eine Förderung zur Unterlassung forstwirtschaftlicher Maßnahmen an Land. Man applaudiert. Doch Nichtstun ist gar nicht so einfach. Oder wie Ex-Revierleiter Wolfgang nicht versteht:
Für mich macht die Natur allein keinen Sinn
Für mich muss sie als Mensch
Dem Menschen
Podcasterin Noa hätte sich die Arbeit in einer Revierförsterei auch anders vorgestellt. Für ihren Podcast gelingt es ihr sensationellerweise Kontakt mit einem Borkenkäfer aufzunehmen.
Ein Besuch im Forstamt, vielleicht in Hessen, dem Bundesland mit eigenem Urwald: Ein Sturm hat im Wald gewütet und die sowieso über Jahrzehnte ausgebeutete Forstanlage noch weiter beschädigt. Doch auch von Menschen abgeladener Müll, die hohe Waldbrandgefahr und der Borkenkäfer machen den Förster:innen in diesem Holzstück zu schaffen. Zu allem Überfluss sind durch die Aufräumarbeiten auch noch die geregelten Arbeitszeiten im Forstamt in Gefahr. Die Bedrohungslage ist ernst in Felicia Zellers neuestem Stück, in dieser waldigen Komödie voller hölzerner Sätze.
Regie: Marie Bues, Bühne und Kostüme: Indra Nauck, Musik und Sounddesign: Lila- Zoe Krauss, Choreografie und Bewegungsarbeit: Mason Manning, KI- Grafik- Design: Robi Voigt, Licht: Oskar Bosman, Dramaturgie: Ulf Frötzschner
Mit: Emma Bahlmann, Daniel Friedl, Günther Harder, Aljoscha Langel, Christina Weiser
Regieassistenz: Olivia Müller- Elmau, Ausstattungsassistenz: Quinn Cassian Elena Storch, Soufflage: Camilla Colonna, Inspizienz: Susanne Bien, Bühnenmeister: Andy Hoffmann
https://www.staatstheater-kassel.de/play/stueckausholzua-3209
https://felicia-zeller.de/theorie-und-praxis-in-theorie-und-praxis/holz/