Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

 

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Ich bin nicht bereit, gerettet zu werden*

von Sivan Ben Yishai/ Marie Bues/Niko Eleftheriadis

Und bevor wir aufstehen für die »Ich bin mir meines Privilegs bewusst«-Hymne, kurze Pause: Essen ist fertig, der Spargel steht schon auf dem Tisch und nach dem zweiten Dish treffen wir uns pünktlich um 19 Uhr auf dem Balkon und applaudieren den Pfleger*innen, die sterben – als Teil des Jobs, die sterben – damit ihr leben könnt, die sterben – und »es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt (…) aber es ist der Lauf der Dinge, den wir akzeptieren müssen«; Richtig: Akzeptanz! Das Drama ist vorbei, bye, thx, next! Und jetzt klicken wir auf den »Care«-Button, because we care, und jetzt klicken wir auf den »Soli«-Button (coming soon auf deinem lokalen Facebook), der Kapitalismus hat sich seine Gegner*innen wieder einverleibt, Vulnerability ist der Hype, Empathie ist jetzt ein Slogan und hey: Frau Merkel! Können wir bitte das weinerliche Gesicht loswerden? Wir brauchen einen Anführer, keine Nanny! #freedom #MyLifeMatters #ReOpenDieFriseursalons

Beim Kunstfest Weimar als Double Bill mit dem Theaterfilm “Pandemie- eine Wiedergängerin” nach Texten von Natascha Gangl gezeigt:

Pandemie – Eine Wiedergängerin

Was, wenn ein Virus nicht nur der schwere Befall eines Organismus wäre? Wenn es die  Gesellschaft nicht in den Kollaps, sondern aus ihm herausführte? Das Virus führt eine Ärztin und einen Patienten im weitläufigen Labyrinth der Bühnenräume des HAUS DER ANTIKÖRPER zusammen. In gemeinsamer Quarantäne geben sie sich allen Phasen eines Krankheitsverlaufes mit entsprechenden Wechselwirkungen hin. Aus gegenseitiger Ansteckung, Immunisierung, Gefährdung und Heilung erwächst das Modell einer  eigensinnigen, widerständigen und stolzen Gemeinschaft.


*Frank Castorf, Der Spiegel, 28.4.2020