Emilia Galotti ( Foto: Frank Pieth)

 Emilia Galotti( Foto: Frank Pieth)

 Emilia Galotti( Foto: Frank Pieth)

 Emilia Galotti( Foto: Frank Pieth)

Emilia Galotti

„Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing 

WLB Esslingen, Premiere: 11.02.10

Regie: Marie Bues, Bühne: Sebastian Hannak, Kostüme: Floor Savelkoul, Musik: Anton Berman, Dramaturgie: Sandra Bringer

Mit: Sarah Bauerett, Kristin Göpfert, Dietrich Schulz, Catrin Flick, Frank Erhardt, Benedikt Voellmy, Amadeus Köhli, Markus Tomczyk, Jonas Pätzold, Cornelius Gebert

Was der Fürst im Staate ist, ist der Vater in der Familie. Ein Familienstandbild an einem schönen Tag zeigt die Mutter Claudia vor dem Eingang zur Stadtvilla im Gespräch mit dem Angestellten Pirro. Vater Odoardo reist an diesem wichtigen Tag, dem Hochzeitstag seiner Tochter, aus der dörflichen Nachbarschaft an. Man erwartet den zukünftigen Schwiegersohn, den Grafen Appiani – ganz das tüchtige Abbild Odoardos, des prinzipientreuen Oberhauptes der Familie Galotti. Zur gleichen Zeit in einem Arbeitszimmer brütet Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla, über einem Stapel Briefe, ist aber ganz von einem anderen Bild besessen. Ihm geht Emilia Galotti nicht aus dem Kopf, für die er sich von seiner Liebschaft Orsina lossagte. Emilia selbst ist in dem Moment in der Kirche. Das Familienstandbild kommt in Bewegung, als der Prinz durch seinen Kammerherren Marinelli von Emilias unmittelbar bevorstehender Hochzeit mit dem Grafen Appiani erfährt. Er gibt Marinelli freie Hand, alles zu tun, um die Heirat zu verhindern. Innerhalb eines Tages zerbricht das Bild der Familie Galotti.

Presse:

„Die Regisseurin Marie Bues hat „Emilia Galotti“ für die WLB als modernes Familiendrama inszeniert, das die Zerrissenheit des Einzelnen zwischen äußerer Willkür und innerem Streben beschreibt. In zeitiger Moderne gestaltet sind sowohl die Kostüme als auch das Bühnenbild. Das „Bühnenhaus“ gefällt sowohl durch seine aufwändige Raffinesse in der Konstruktion, die auf zwei Etagen rasche und abwechselnde Szenenebenen ermöglicht, als auch durch sein stilvolles Ambiente. Spezielle Lichteffekte sorgen für zusätzliche Raffinesse und stimmungsvollen Flair. Ein weiterer wesentlicher Glanzpunkt sind die guten bis exzellenten schauspielerischen Leistungen.  Auch wenn insbesondere der erschütternde Schlussakkord mit Emilias Tod von den Zuschauern erst verdaut werden muss, erhält das Ensemble einen wohlverdient langen und kräftigen Applaus für eine faszinierende Aufführung.“ Südwest Presse

„Mit einer spannenden Szene beginnt die überzeugende Esslinger Premiere von Lessings „Emilia Galotti“: Über den Bühnenraum breitet sich eine Stadtvilla im amerikanischen Landhausstil aus – ein Monument durchgestylter Bürgerlichkeit. Schon vor Beginn der Vorstellung drängelt man sich in der engen Wohnküchenlounge, sie ist mit Lessings Personal bis zum Bersten gefüllt. Die small-talkenden Partygäste taumeln der bevorstehenden Hochzeit Emilia Galottis mit dem Grafen Appiani in Zeitlupe entgegen. Sie werden sich als eine Ansammlung der Exaltierten aus dem Heute entpuppen, die mit wohlgeformter Lessing-Diktion und ausgestellten Emotionen den Ruch des Primitiven zu überdecken suchen, der sie umweht. Marie Bues hat ihre Inszenierung der „Emilia Galotti“ als Bühnensoap angelegt. Mit schrillen Tönen aus den Abteilungen Farce und Comedy untersucht die Regisseurin auch mit gekonnten Videosequenzen den erbärmlichen Zustand des Patriarchats in unseren Tagen.“ Stuttgarter Nachrichten