Haus der Antikörper

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Haus der Antikörper (mit Niko Eleftheriadis)

Ein Double Feature aus zwei Kunstfilmen

Premiere: 6.6.2020

Theater Rampe, Theater Lübeck und backsteinhaus produktion

Was, wenn ein Virus nicht nur der schwere Befall eines Organismus wäre? Wenn er die Gesellschaft nicht in den Kollaps, sondern aus ihm herausführte? Was, wenn dieser freundliche Besuch die Reanimation als Gastgeschenk mitbrächte und seine Ansteckung wie eine lang ersehnte Berührung wäre? Wenn das Virus süß schmeckte? Die Bewohner*innen des HAUS DER ANTIKÖRPER deuten die Pandemie um und mutieren dank des Virus in resistente Antikörper. Sie lassen sich erleichtert ein, wenn es krankmachende Normen und Gewohnheiten zersetzt. Dieses Virus bringt dem Organismus weder Krankheit noch Tod, sondern – ganz im Gegenteil – Heilung. Diese Pandemie verhängt eine Quarantäne über die Gesellschaft, die vorangegangene Zeiten des Stillstands und der Isolation überwindet, und den Start in eine schöne neue Welt bedeutet. Ein Double Feature aus zwei Filmen erzählt vom Einbruch des Virus in alle Räume und Organe des HAUS DER ANTIKÖRPER.

In COCOONING /kəˈkuːnɪŋ/ (Tanz- und Konzertfilm) bringt das Virus sein süßes Gastgeschenk in den Keller, wo eine Niere bis dahin einsame Schwerstarbeit leistet. Im Badezimmer ringt die erschöpfte Lunge gerade noch um Luft und im Wohnbereich hält sich ein Uterus stets empfangsbereit. Das Herz pocht überall und gibt den anschwellenden Rhythmus einer Wiederbelebung vor. Von Raum zu Raum und Organ zu Organ stößt das Virus Türen auf und Zirkulation an. Regie: Nicki Liszta

In PANDEMIE – EINE WIEDERGÄNGERIN (Theaterfilm) führt das Virus eine Ärztin und einen Patienten im weitläufigen Labyrinth der Bühnenräume des HAUS DER ANTIKÖRPER zusammen. In gemeinsamer Quarantäne geben sie sich allen Phasen der Untersuchung, Diagnose, Aufklärung, Behandlung und entsprechenden Wechselwirkungen hin. Aus gegenseitiger Ansteckung, Immunisierung, Gefährdung und Heilung erwächst das Modell einer eigensinnigen, widerständigen und stolzen Gemeinschaft.


Das HAUS DER ANTIKÖRPER war als Live-Performance auf fünf Simultanbühnen für ein zirkulierendes Publikum geplant. Durch den Einbruch eines Virus und den Ausbruch einer Pandemie konnte dieses Konzept nicht umgesetzt werden. Vielmehr war es für alle geboten zu Hause zu bleiben und so verständigten sich die Beteiligten online. Unter Einfluss der geltenden Hygienestandards probten Tänzer*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen in ihren Wohnungen in Stuttgart, Antwerpen, Richmond, Marseille, Berlin, Weinstadt, München und Hamburg sowie im Theater Rampe. Mit ihren Mobiltelefonen, teils mit Unterstützung ihrer jeweiligen häuslichen Gemeinschaften, drehten sie viele Szenen selbst. So entstand das virtuelle HAUS DER ANTIKÖRPER.

Dank an: NAF/Nana Hülsewig für „Casta Diva“, Matthias Zajgier und Matthias Kaschig für die Kamera-Mitarbeit während der Isolation, den Familien Kaschig und Ulbricht für die Bereitstellung privater Räume und Drehorte.

Ein Theaterfilm von Marie Bues, Niko Eleftheriadis, Marie Ulbricht, Annatina Huwiler und Luise Heiderhoff

Regie: Marie Bues und Niko Eleftheriadis, Kamera und Schnitt: Niko Eleftheriadis

Mit: Niko Eleftheriadis und Marie Ulbricht

Ausstattung: Annatina Huwiler, Musik: Siri Thiermann, Regieassistenz: Luise Heiderhoff, Dramaturgische Mitarbeit: Martina Grohmann, Filmische Mitarbeit: Christopher Bühler

Mit Texten von Natascha Gangl


Eine Koproduktion von backsteinhaus produktion, Theater Rampe und Theater Lübeck

www.haus-der-antikoerper.de

Presse:

https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=18235:haus-der-antikoerper-cocooning-pandemie-eine-wiedergaengerin-zwei-kunstfilme-ueber-virus-und-distanz-als-luebeck-stuttgarter-koproduktion&catid=38&Itemid=40

“Der erste Teil, „Pandemie – Eine Wiedergängerin“, spielt auf einer anonymen Isolierstation zwischen Knast, Labor und Krankenhaus. Niko Eleftheriadis und Marie Ulbricht treten einander streng getrennt als Konfliktpärchen gegenüber: Er ist Patient und Gefangener, sie seine Ärztin, die eigentlich hinter dem Virus selbst als unsichtbarem Dritten her ist. Die Erzählung bleibt vage und wäre möglicherweise sogar etwas unverständlich, wenn das Publikum nicht so gut drauf vorbereitet wäre. Nicht vom Programmzettel, sondern aus einer Realität, die sich schließlich seit inzwischen drei Monaten mit kaum etwas anderem als Viren, Antikörpern und Isolationsfolgen beschäftigt. Im Zoom auf die mikrobiologische Ebene wird hier von der großen weiten Welt und einer sich schlagartig wandelnden Gesellschaft erzählt. Aber auch das ist dieser Tage ja nichts Ungewöhnliches.

Gestochen scharfe Bildsprache

Es sind jedenfalls vertraute Motive, mit denen die meist experimentellen Einstellungen da ausgesprochen kunstfertig jonglieren. Einmal filmt die Kamera von unten durch eine unruhige Wasseroberfläche groß in das bemundschutzte Gesicht von Marie Ulbricht – und erschafft groteskerweise beides zugleich: den Flimmerblick eines erwachenden Patienten und die Perspektive des Virus‘, wie es da klein und hilflos in der Petrischale paddelt. „Dieser Patient entwischt uns nicht“, sagt Ulbricht und meint wohl wirklich irgendwie beide. Die Stimmung ist so angespannt wie das alternativlose Miteinander der letzten beiden Menschen – und schraubt sich klaustrophobisch noch tiefer rein. Unter der Regie von Marie Bues finden der fragmentarische Text von Natascha Gangl und eine gestochen scharfe Bildsprache punktgenau zusammen: Beide behaupten eine Sachlichkeit, die immer wieder kurz ins Poetische schießt, da aber einen fies sterilen Dämpfer bekommt. Einmal wird Eleftheriadis etwa sekundenlang Blut quer durchs grell ausgeleuchtet Gesicht gespritzt: ein Ekelbild, das komischerweise noch schlimmer durch die Korrektur aus dem Off wird, dass es nämlich gar kein Blut sei, sondern „äh, einfach nur rot“. Das ist so nüchtern, unfertig und unbefriedigend wie die nächste wissenschaftliche Corona-Studie mit einer Halbwertzeit von drei Tagen. Aber eben auch genauso wahr.” nachtkritik.de

Alles bleibt fremd

Mit einfacher, aber wirkungsvoller Tricktechnik werden die Figuren bis zum Ende immer weiter vervielfältigt, sitzen und stehen im Abschlussbild wie kopierte Viren und Antikörper neben- und zwischeneinander: 18 mal Niko Eleftheriadis im leuchtend blauen Anzug, 21 grell orange Marie Ulbrichts. Wie sie nun funktioniert und was sie ausmacht, die nach dem Medizinkrieg neu sortierte Gesellschaft, bleibt dabei bemerkenswert offen. Nicht im Sinne abgewogener Vor- und Nachteile, sondern einfach, weil alles so fremd bleibt. Vielleicht weil diese Bilder vom Danach eben noch nicht vertraut sind. Doch obwohl die drastischen Veränderungen hier nicht unbedingt bösartig ausfallen, haben sie erfreulicherweise nichts von dieser „Krise als Chance“, wie sich’s die Überprivilegierten dieser Welt schon seit der ersten Lockdownwoche lustvoll in den Mundschutz hauchten – während in China, Italien und New York noch die Leichen abgefahren wurden.