Metamorphosen
„Metamorphosen oder die Struktur der mittleren Jahre“ von Mother T. Rex
Schlachthaus Theater Bern, Premiere: 7.2.17
Eine Produktion von Mother T. Rex in Koproduktion mit Schlachthaus Theater Bern, Theater Rampe Stuttgart und neuestheater.ch
Gastspiele an den Sophiensaelen Berlin, am Theater Winkelwiese Zürich und beim Dramafest Mexico in Mexico City
Vier Frauen, vier Lebensalter: Ein Stück über das Vergehen der Zeit. Über die Frage, zu wem einen die erlebten Jahre machen. Über den Schrecken dessen, was vor einem liegt und über das Glück, Dinge hinter sich zu haben. Und über die Weigerung, dem Alter den Vortritt vor der Schönheit zu lassen.
«Denn wir verändern uns immer, ohne Unterlass. Morgen werden wir nicht mehr sein, was wir waren oder was wir heute sind. Alles verschlingende Zeit, und du, eifersüchtiges Alter: Ihr verzehrt. Nagt an allem, Stück für Stück, und überlasst es dem ewigen Sterben.» (Ovid, Metamorphosen)
Mother T.-Rex sind die vier Schweizer Schauspielerinnen Catriona Guggenbühl, Grazia Pergoletti, Vera von Gunten und Anne Haug. Die vier Frauen drehen die Besetzungscouch um: Sie entwickeln für ihre Projekte eine Idee und suchen sich eine/n passenden Regisseur/in. Für ihr erstes Projekt Metamorphosen oder die Struktur der mittleren Jahre ist es Marie Bues.
Von und mit: Anne Haug, Vera von Gunten, Grazia Pergoletti, Catriona Guggenbühl Regie: Marie Bues
Dramaturgie: Martin Bieri Ausstattung: Annatina Huwiler, Heike Mondschein Musik: Christine Hasler Technik: Thomas Kohler Produktionsleitung: Franziska Schmidt (stranger in company)
http://www.schlachthaus-theater.ch/spielplan/detail.php?spielpunkt_id=3498
Trailer: https://vimeo.com/215934602
Stream der Aufführung auf Spectyou.com: https://beta.spectyou.com/video/metamorphosen-oder-die-struktur-der-mittleren-jahre
Presse:
„ Zehn Jahre liegen sie im Alter auseinander, Anne Haug, Vera von Gunten, Grazia Pergoletti und Catriona Guggenbühl. Ihr Konzept für „Metamorphosen – oder die Struktur der mittleren Jahre“ war ausgereift, bevor sie mit Regie, Dramaturgie, Technik und Ausstattung in Kontakt traten. Der Abend beginnt als Videoübertragung aus der Umkleide. Eine Art Erstverortung im Jetzt. Grazia Pergoletti gibt sich resolut: „Ich vermeide den Direktvergleich mit Jüngeren“, und meint damit das körperlich Offensichtliche in der Garderobe. Mit 20 bis 30 ist man viel zu selbstkritisch, um das Jungsein zu genießen“, wirft Vera von Gunten in die Runde, und findet, jetzt sei ihre Situation diesbezüglich entspannter. Anne Haug bestätigt die jugendliche Unsicherheit mit: „Man kann ja nicht nur von möglichen Zukunftsperspektiven leben“. Vergleichsweise entspannt lenkt Catriona Guggenbühl vom Berufsspezifischen ab und stellt trocken fest: „lch vermeide es, im Trainer Brötchen holen zu gehen. Das sieht in meinem Alter stark nach „homeless“ aus.“ Alle lachen – und wechseln auf die über und über mit Grünzeug bestückte Bühne (Ausstattung: Heike Mondschein, Annatina Huwiler). Der gesamte Theaterabend (Regie: Marie Bues, Dramaturgie: Martin Bieri) changiert zwischen ernsthaften Feststellungen über die jeweilige Alterssituation im Beruf, dem die jeweils anderen drei ihre Perspektive aus dem damaligen Zeitgeist hinzugesellen, und Bekenntnissen von vielmehr Privatem, wo genauso eine Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit existiert, die es zuerst schmerzlich anzuerkennen und über kurz oder lang einen gelassenen Umgang damit zu finden gilt.
Die unterstützende oder schräg reingrätschende Musikspur steuert Christine Hasler bei. Einhellig zwischen spontanem Gelächter und Bewunderung für die Chuzpe werden die Anekdoten von Grazia Pergoletti quittiert. Die vier Frauen wechseln ihre Tenus, was aus der Sechzigjährigen auch keine Dreissigjährige mehr macht, und demonstrieren – hin und wieder Ovid lesend – dass sie die eigene Metamorphose hinsichtlich des Alterns komplett souverän im Griff haben. Bis Grazia Pergoletti im genaugleichen Outfit auf die Bühne tritt, in dem Vera von Gunten gerade zu einem Monolog in individueller Souveränität ansetzt. Jetzt ist die öffentlich ausgestellte Frau plötzlich ganz einfach Frau. Hinreissend ungekünstelt!“ Ps, linke Zeitung für Zürich
„“It´s all part of a horrible plan!”, “ Es ist alles Teil eines furchtbaren Planes”, der Satz fällt zwar erst ganz am Ende der Vorstellung, aber er könnte auch schon am Anfang stehen. Vier übergroße Frauengesichter schauen uns da von der Leinwand auf der Hinterbühne aus an, und die Frauen erzählen stockend, nachdenklich und persönlich über den Prozess des Alterns. Was anders wird, schlechter, besser, und was dabei unausweichlich bleibt („Es ist schade, dass mit dem Alter die Schönheit schwindet“, beispielsweise). Der „horrible plan“ denken wir, könnte der des Lebens sein, das unaufhaltsam auf den Tod zusteuert. Werden, Aufblühen und Vergehen: Der Titel des abends verweist schon explizit auf Ovid, aus dessen „Metamorphosen“ später auch vorgelesen wird, manchmal murmelnd, manchmal laut. Vier Mikrophone hängen dafür von der Decke , sie rahmen die Vorderbühne , und zwischen ihnen ist ein kleines Podest mit üppigem Kunstgarten. Künstliches Leben: Natur unter Kontrolle. Da wird das Generationsentypische gestreift, „Allegorien unseres Alters“ wollen die vier ja auch sein, und sind dann doch wieder vor allem Frauen. In einer Gesellschaft die feste Bilder von ihnen (in jedem Alter hat), und da zerfließt das Individuelle schnell, wir sehen es auch, auf einmal tauschen die Älteste und die Jüngste kurz ihr Kostüm und die beiden mittleren tragen die gleiche Bluse ( eine schöne szenische Findung). Überhaupt wird der Abend immer leichter, es gibt kleine skurille Körpereinlagen, flirrende Geräusche von der Seitenbühne und frontal gesungene, großflächige Selbstvergewisserungssongs (Musik: Christine Hasler).
„it´s all part of a horrible plan“, sagt Catriona Guggenbühl und lacht. Sie sitzt am Rand der inzwischen leergeräumten Bühne in einem der großen Umzugskartons. Auf den Knien hält sie eine der künstlichen Pflanzen, der letzte Rest des Plastik Gartens. Der Satz stamme von ihrem schottischen Onkel sagt sie, und er habe ihn immer gesagt wenn jemand ihm etwas Gutes getan habe. Und so als letzte Pointe , verstehen wir ihn nicht mehr als Todes Warnung. Er wird zum Programm Satz für den theatralischen Zugriff des abends, in welchem szenischer Spaß, wenn nicht gar flüchtige Ironie die Oberhand gewinnt.“ Basler Zeitung