Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

 Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

 Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

 Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

 Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

 Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

Ich bin nicht bereit gerettet zu werden*

Uraufführung von Sivan Ben Yishai

Kunstfest Weimar in Koproduktion mit dem Theater Rampe Stuttgart

Premiere: 05.09.2020

Ich bin nicht bereit, gerettet zu werden*

Text: Sivan Ben Yishai, Regie: Marie Bues, Regieassistenz: Luise Heiderhoff

Mit: Niko Eleftheriadis und Sivan Ben Yishai

Und bevor wir aufstehen für die »Ich bin mir meines Privilegs bewusst«-Hymne, kurze Pause: Essen ist fertig, der Spargel steht schon auf dem Tisch und nach dem zweiten Dish treffen wir uns pünktlich um 19 Uhr auf dem Balkon und applaudieren den Pfleger*innen, die sterben – als Teil des Jobs, die sterben – damit ihr leben könnt, die sterben – und »es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt (…) aber es ist der Lauf der Dinge, den wir akzeptieren müssen«; Richtig: Akzeptanz! Das Drama ist vorbei, bye, thx, next! Und jetzt klicken wir auf den »Care«-Button, because we care, und jetzt klicken wir auf den »Soli«-Button (coming soon auf deinem lokalen Facebook), der Kapitalismus hat sich seine Gegner*innen wieder einverleibt, Vulnerability ist der Hype, Empathie ist jetzt ein Slogan und hey: Frau Merkel! Können wir bitte das weinerliche Gesicht loswerden? Wir brauchen einen Anführer, keine Nanny! #freedom #MyLifeMatters #ReOpenDieFriseursalons

Eine performative Collage, erarbeitet von Privilegierten (die wissen, dass sie es sind) (und sich dessen bewusst sind) (sehr bewusst) (dass sie aus einer privilegierten Position sprechen) (und sprechen) (und sprechen) (und immer weiter sprechen)

 

Presse:

Theater heute:

”Ich bin nicht bereit gerettet zu werden” ist nicht nur der Stücktitel, sondern auch noch ein Castorf- Zitat aus seinem Spiegel – Interview, in dem er im Angesicht der Pandemie- Regeln mal wieder den guten alten Anarcho hat raushängen lassen. Geschrieben hat das Stück Sivan Ben Yishai, die zusammen mit Niko Eleftheriadis auch auf der Bühne steht, so dass die Meta – Ebene, in der sich der Spieler über seine Figur bei der Autorin beschweren kann, gleich Teil des Programms ist. Hier trifft Corona auf Gentrifizierung und Identitätskonflikte und verhandelt zu guter Letzt auch ein Kapitel westdeutscher Einwanderungsgeschichte. Der alte weiße Mann Castorf liefert nur das Stichwort, damit Ben Yishai und Eleftheriadis ihre Geschichte mit Migrationshintergrund erzählen können- oder genauer die von Eleftheriadis Mutter, die nach 40 Jahren ihre Wohnung in Esslingen verlassen muss. Da dort aber keine neue und bezahlbare aufzutreiben ist, geht sie zurück nach Griechenland; ihr Sohn aber muss wegen corona in Deutschland bleiben. Ein vielschichtiger Stoff, den die beiden mit rotziger Attitüde (Regie: Marie Bues), aber eben auch einer großen Portion Selbstironie an ihr Publikum bringen. Die persönliche Betroffenheit führt hier nicht zur Nabelschau der Krise. Beständig öffnet das kreative Team alle doppelten Böden und geht mit dem dramaturgischen Kärcher durch den Mief der letzten 40 Jahre bundesdeutscher Gesellschaftsentwicklung. Corona ist da nur ein Sahnehäubchen, und Castorfs postpubertäres Aufmüpfen wird zur kleinsten denkbaren Geste.”