Wir sind nach dem Sturm

Wie gelangen wir sicher ins Innere? Und wieder hinaus, ohne den Halt zu verlieren?“, fragt sich gleich zu Beginn der Bergrat Wilhelm August Julius Albert. Die Rede ist vom Vordringen in die Erde, die doch so viele Schätze unter ihrer harten Kruste verbirgt. Gleichermaßen zielt die Frage aber auch auf das Eintauchen in das menschliche Innere, das scheinbar ähnlich viele Rätsel bereithält wie Mutter Erde. Nicht zuletzt aber fragt der Bergrat nach der inneren Ordnung und Veränderbarkeit unserer Gesellschaft. Er wird ein Seil entwickeln, das die Bergbaukunst revolutioniert und den Halt beim Abtauchen Richtung Erdkern wahrt. Doch welches Instrument sichert uns, wenn wir uns und unser Zusammenleben untersuchen?
Rittbergers Stück versammelt Menschen und verzahnt ihre Geschichten über die Zeiten hinweg – beginnend Anfang des 19. Jahrhunderts schlägt es den Bogen in unsere nahe Zukunft. Inmitten der heutigen Klimakrise fragt es danach, wie wir leben können und mit wem wir uns zusammentun. Es will wissen, wie die Liebe funktioniert. Es fragt, ob wir Herrschaftsverhältnisse ändern können, indem wir die großen politischen Zusammenhänge in ihr Gegenteil verkehren. Es sucht nach Zärtlichkeit, die Nachsicht übt gegenüber der Notwendigkeit. Es zeigt den Raubbau an der Welt und den Raubbau am Menschen. Es tastet sich vor in eine Welt, die in Fürsorge und Verbindung, Kooperation und Freiheit einen neuen Versuch wagen könnte.

Pressestimmen:

Hannoversche Allgemeine Zeitung

„Dieses Drama ist eine kühne, ziemlich großartige Konstruktion; es ist der richtige und wichtige Versuch, etwas, das anders erzählt werden muss, anders zu erzählen. (…) Alrun Hofert präsentiert hier ganz großartiges Teilchentheater. (…) Die wunderbare Birte Leest (sachlich, mit hintergründigem Witz, lässig und doch von funkelnder Klarheit) versucht, einen Mann zu therapieren, der ein Trauma zu bewältigen hat: Er wurde von einer Frau vergewaltigt. Lukas Holzhausen gibt den Klienten mit Intelligenz und Furor. Es macht Spaß ihm zuzuhören. Johannes Frick unterlegt das Spiel mit Livemusik (…) – das ist ganz großes Kino in dem kleinen Theater. Regisseurin Marie Bues bringt all die Geschichten ganz unangestrengt auf die Spielfläche.“

Nachtkritik

„Es macht Spaß, Rittberger beim Denken zuzuhören, es macht Spaß, die Kostüme anzuschauen, die Hexagon-Stein-Bühne von Shahrzad Rahmani sieht cool aus und wird am Ende noch mit Schwarzlicht beleuchtet, so dass glühende Risse sichtbar werden, davor öffnet sie sich noch einmal nach hinten in eine Spiegelflucht hinein, Stück für Stück bekommt die Inszenierung durch die fortlaufenden Geschichten einen Rhythmus, eine Struktur, beides erleichtert erst die wilde Fahrt, und dann macht das Tempo Spaß.“

Neue Presse

„Die großen Fragen unserer Zeit behandelt Kevin Rittberger in seiner Auftragsarbeit für das Schauspiel Hannover. (…) Rittberger hat einen monströsen Text geschrieben, gedankenschwer, verspielt, kaum zu fassen. (…) Handwerklich ist das in allen Gewerken großartig gemacht, erdacht, gespielt.“

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